Martin Salander

 

Den Plan zu dem Roman Martin Salander fasst Keller 1881 unter dem Eindruck, dass das politische und wirtschaftliche Leben der Schweiz immer mehr von einem Schwindelwesen erfasst werde. Diesen Zuständen soll der Spiegel vorgehalten werden.
Der Held des Romans, ein aufrechter, aber auch oft blauäugiger Mann in mittleren Jahren, wird zwei Mal von einem Schulfreund um sein Vermögen gebracht. Durch Reisen nach Brasilien und den Aufbau eines Handelshauses gelingt es Salander, die Verluste wieder wettzumachen. Die Verluderung der öffentlichen wie privaten Verhältnisse ergreift aber seine eigene Familie, als die beiden Töchter die Zwillingssöhne des Ehepaars Weidelich heiraten, die als Notare und Grossräte Betrügereien begehen. Aus der Katastrophe rettet die Familie der Sohn Arnold, der von seinen historischen Studien in London zurückkehrt und den Vater davor bewahrt, ein weiteres Mal auf seinen Schulfreund hereinzufallen und eine schiefe Beziehung zu dessen Schwägerin einzugehen.
Wie schon beim Grünen Heinrich missriet Keller auch bei seinem zweiten Roman der Schluss. Er hatte sich trotz seiner Erfahrungen wieder einem Termindruck ausgesetzt, dem er nicht standhalten konnte. Martin Salander erschien zuerst in Fortsetzungen in der Zeitschrift Deutsche Rundschau. Deren Verleger drängte darauf, dass der Roman mit dem Ende des Jahresabonnements fertig werde. Keller musste einen unvermittelten Schluss finden, der zu wenig motiviert wirkte. Aus den Arbeitsnotizen im Nachlass geht hervor, dass er den Roman mit einer biblisch anmutenden Katastrophe mit «Feuer und Wasser» hätte enden lassen wollen.
 

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